Es war ein lauer Nachmittag im Spätsommer. Wie immer um diese Tageszeit saß er in dem von ihm präferierten Café in der Weststadt und studierte die hiesige Tageszeitung.
Doch
plötzlich, wie aus dem Nichts, sprang ein ihm unbekannter Mann um die Ecke und
rief, wohlgemerkt mit voller Inbrunst:
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“
Gleichzeitig
begann der Mann, sich rhythmisch zu einer nicht vorhandenen Musik zu bewegen.
Dieses
Szenario, das er mit einem Stirnrunzeln verfolgte, ereignete sich in
unmittelbarer Nähe zu seinem Tisch. Er war verwundert. Was hatte das zu
bedeuten? Es war nicht etwa der Auftritt an sich, der ihn ins Erstaunen versetzte,
sondern vielmehr die Wortwahl des unbekannten Mannes. Warum sagte er ‚Zambaramba‘
und nicht ‚Rambazamba‘ wie es doch eigentlich hieß? Hatte er sich nur
versprochen und das R und das Z miteinander vertauscht? Oder wurde dieser
Fehler etwa in voller Absicht begangen? Es war ihm äußerst suspekt.
Schließlich
fasste er den Beschluss, den Mann anzusprechen:
„Zambaramba?
Was soll denn das heißen? Meinen Sie etwa ‚Rambazamba‘? Falls ja: Es heißt
‚Rambazamba‘. Und nicht ‚Zambaramba‘.“
Der
Mann blieb stehen und schaute ihn mit großen Augen an.
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“, rief er in der
gleichen Lautstärke wie zuvor, während er erneut in seinen rhythmischen Tanz zu
einer weiterhin nicht vorhandenen Musik verfiel.
Wie
kam dieser Mann nur auf die Idee, dass das Wort ‚Zambaramba‘ heißen sollte? Nach
seinem Kenntnisstand gab es ein solches Wort nicht. Aber er wollte sichergehen.
Deshalb tippte er seinen Nebenmann an, der von dem Spektakel bislang offenbar
gar keine Notiz genommen hatte.
„Entschuldigen
Sie, ich habe eine kurze Frage. Dieser Mann hier behauptet steif und fest, dass
es ‚Zambaramba‘ heißt. Dabei heißt es doch ‚Rambazamba‘. Das Wort ‚Zambaramba‘
gibt es schließlich gar nicht, oder?“
Der
von ihm angetippte Mann schaute ihn mit großen Augen an.
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“, rief er. Zeitgleich
erhob er sich von seinem Platz und begann sich ebenfalls zu der bereits
erwähnten, nicht vorhandenen Musik zu bewegen.
Er
verdrehte die Augen. Offenbar vertrat auch dieser Mann die irrtümliche Meinung,
dass es ‚Zambaramba‘ hieß. Er war gewillt, sich wieder seiner Tageszeitung
zuzuwenden, doch er konnte sich aufgrund dieses augenscheinlichen Fehlers nicht
mehr recht konzentrieren. Er musste noch eine weitere Person konsultieren. So
machte er eine vernünftig aussehende Frau auf sich aufmerksam, die nicht weit
von ihm entfernt saß.
„Entschuldigen
Sie, ich habe eine kurze Frage. Diese beiden Männer hier behaupten allen
Ernstes, dass es ‚Zambaramba‘ heißt. Dabei heißt es doch ‚Rambazamba‘. Ist das
nicht lächerlich? Schließlich ist es doch offensichtlich, dass es ‚Rambazamba‘
heißt, oder?“
Die
von ihm angesprochene Frau schaute ihn mit großen Augen an. Er ahnte es
bereits.
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“, rief sie. Und schon
stimmte sie in den rhythmischen Tanz der beiden Männer mit ein, immer noch der
bereits bekannten, jedoch nicht vorhandenen Musik folgend.
Er
wurde wütend. Wie konnten sich diese drei Personen nur anmaßen, das Wort derart
falsch zu verwenden? ‚Rambazamba‘ – so hieß das Wort doch schon immer, wieso
wurde diese unnötige Änderung vorgenommen? Oder handelte es sich gar nicht um
eine Änderung? Existierte womöglich tatsächlich das Wort ‚Zambaramba‘ und es
war ihm bislang nur noch nicht zu Ohren gekommen? Nein, das war Unsinn. Das
Wort ‚Zambaramba‘ gab es noch nie, gibt es nicht und wird es auch nie geben.
Basta.
Von
seinen eigenen Gedanken bestärkt, erhob er sich wutentbrannt von seinem Platz
und rief in einer derartigen Lautstärke, dass es alle Gäste des Cafés vernehmen
konnten:
„Aufhören!
Hört auf damit! Das Wort ‚Zambaramba‘ gibt es nicht! Das ist gar kein richtiges Wort! Dieser Mann hier
hat es sich ausgedacht, um Verwirrung zu stiften! Es heißt ‚Rambazamba‘! Rambazamba!
Ihr wollt doch nicht auf ihn reinfallen, oder?“
Er
blickte sich um. Allseits wurde er mit großen Augen angeschaut. Es kam, wie es
kommen musste:
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“, ertönte es aus
einer Ecke.
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“, war in einer
zweiten zu hören.
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“, „Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“,
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“, erschallte es rings
um ihn herum.
Währenddessen
standen nach und nach alle Gäste des Cafés auf und fingen an, sich zu ebenjener
nicht vorhandenen Musik zu bewegen, die inzwischen hinlänglich bekannt sein
sollte.
Er
war verwirrt. Er wusste nicht, wie er auf das bunte Treiben um ihn herum reagieren
sollte und suchte verzweifelt nach einer Lösung für diese prekäre Situation. Doch
als er nur einen kurzen Moment lang nicht nachdachte, fiel es ihm wie Schuppen
von den Augen. Es hieß ‚Zambaramba‘. Es musste ‚Zambaramba‘ heißen. Wie hatte
er nur denken können, dass es... Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie
er das Wort vorher fälschlicherweise bezeichnet hatte. Doch das war nun nicht
mehr von Belang.
„Zambaaarambaaaaaaaaaaaaa!“, rief er mit voller
Inbrunst.
Und
endlich, endlich hörte er die nicht vorhandene Musik, zu der er sich rhythmisch
zu bewegen begann.